- neue soziale Bewegungen
- neue soziale Bewegungen,zu Beginn der 1980er-Jahre aufgekommene Sammelbezeichnung für soziale Bewegungen und Protestgruppen, die seit etwa 1970 - im Unterschied zur traditionellen Arbeiterbewegung - mit neuartigen Äußerungsformen und hoher Öffentlichkeitswirksamkeit (v. a. Bürgerinitiativen) hervortraten. Sichtbar wurden neue soziale Bewegungen besonders in der Alternativkultur, in der Frauenbewegung, der ökologischen Bewegung sowie der Friedensbewegung; im weiteren Sinn sind ihrem Umfeld aber z. B. auch Hausbesetzer und »Autonome« zuzuordnen. Die u. a. von der außerparlamentarischen Opposition und der Studentenbewegung geprägten Vorstellungen der neuen sozialen Bewegungen haben mittlerweile in den Programmen von grünen Parteien und alternativen Listen ihren Niederschlag gefunden. Zur gemeinsamen Thematik der in vielen Einzelaspekten höchst unterschiedlichen Gruppen sind zu zählen: Protest gegen die bestehenden Gesellschaftsverhältnisse und politischen Strukturen, Orientierung an eigenen Bedürfnissen nach Spontaneität, Selbstbestimmung und Basisdemokratie. Ein wichtiges Element in den Vorstellungen der neuen sozialen Bewegungen ist neben individueller und gesellschaftlicher Emanzipation die ökologische, pazifistische und alternative Modernisierungskritik. - Umstritten ist die Frage, ob die Bürgerbewegungen in der DDR den neuen sozialen Bewegungen zuzurechnen sind.N. s. B. in Westeuropa u. den USA, hg. v. K.-W. Brand (1985);J. Raschke: Soziale Bewegungen. Ein historisch-systemat. Grundr. (Neuausg. 21988);N. s. B. in der Bundesrep. Dtl., hg. v. R. Roth u. a. (21991).
Universal-Lexikon. 2012.